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irrlicht manifest

IRRLICHT

 

Das Irrlicht ist eine meist färbige, unruhige Lichterscheinung. Es ist ständig in Bewegung und verändert sich unaufhörlich. Das Erlöschen gehört genauso zu seinem  Wesen, wie das Erscheinen. Es kann jede beliebige Form annehmen. Seit dem Mittelalter gilt das Irrlicht für Wandernde als gefährlich, da es sie vom richtigen Weg abzubringen versucht, sie spielerisch und tanzend verführt. Seine funkelnden Bewegungen erzeugen Musik. Folgt man ihnen, findet man den Tod – oder einen unbekannten, verborgenen Schatz.

 

Für die klassischen Naturwissenschaften sind die Ursachen des beweglichen Lichtes lumineszierende Organismen oder Gase. Erkenntnistheoretisch betrachtet, scheint sich das Irrlicht dem europäischen Aufklärungsprozess zu entziehen: Es dient nicht als leuchtende prometheische Fackel, die das Voranschreiten der Zivilisation mit seinem Erscheinen möglich macht und allgemein gültige Erkenntnisse hervorbringt. Sobald das Irrlicht zum Vorschein kommt und noch bevor es selbst oder die Umwelt erkannt werden kann, erlischt es, taucht an anderen Orten in anderer Gestalt wieder auf, scheint uns zu täuschen, bevor es sich erneut in seine vertraute Dunkelheit zurückzieht, die der Grund unserer (Alp-)Träume ist. Aus unseren Ängsten und Sehnsüchten ernährt es sich und wirft uns dabei spielerisch und unentwegt unsere Imaginationen entgegen. Ob sich das Irrlicht dabei als Suprafestkörper oder in künstlerischen Prozessen manifestiert – immer entzieht es sich unserem intentionalen Zugriff.

 

In den 2020er Jahren taucht das Irrlicht u.a. bei einer open source 3D-engine auf, bei Computerspielen, Music-Bands, Theaterclubs, Filmtiteln, Heftromanen. Auch in den unterschiedlichen Künsten der vergangenen Jahrhunderte geisterte das Irrlicht als Produktivkraft in unzähligen Konfigurationen und Ausdrücken umher.

Irrlichter erscheinen in Sagen und Märchen heute noch auf allen Kontinenten der Erde. Je heller allerdings unsere Welt ausgeleuchtet wird, desto seltener sind sie wahrnehmbar. Das Bschlabertal ist ein dunkler Kontinent. In ihm gibt es kaum Lichtverschmutzung, und es ist reich an irrlichternden Sagen und Erzählungen, die von den Bewohner*innen weitergetragen und von den Dorfchronist*innen gesammelt werden. 2023 wird das IRRLICHT bei der medienfrische neuartige Gestalten und Formen annehmen.

 

 

für die medienfrische

Andreas Pronegg

18.9.2022

 

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Ein Irrlicht ist ein scheinbares Licht, das von Menschen oder Tieren im Freien wahrgenommen wird und das sich als optische Täuschung herausstellt, wenn man versucht, es zu verfolgen oder zu erklären. Es wird auch als Fata Morgana oder Will-o’-the-wisp bezeichnet und ist in der Regel mit Mythen und Legenden verbunden.

 

In der Mythologie und Folklore werden Irrlichter oft als Geister oder böse Wesen dargestellt, die Menschen in die Irre führen oder sogar töten wollen. In manchen Kulturen werden sie auch als Schutzgeister angesehen, die den Menschen den Weg weisen oder ihnen in der Not helfen.

 

In der Wissenschaft gibt es verschiedene Erklärungen für das Auftreten von Irrlichtern. Mögliche Ursachen sind unter anderem reflektiertes Licht von Wolken oder Wetterphänomenen, elektrische Entladungen in der Atmosphäre oder das Leuchten von Pilzen oder chemischen Substanzen im Boden.

 

Irrlichter tauchen häufig in der Literatur und Kunst auf und dienen oft als Symbol für Verwirrung, Irreführung oder Unerreichbarkeit. Sie kommen auch in der Musik vor, zum Beispiel in Liedern oder Opern, in denen sie als metaphorisches Element verwendet werden.

 

Insgesamt spielen Irrlichter in vielen Bereichen eine Rolle und sind sowohl in der Mythologie als auch in der Wissenschaft von großem Interesse. Sie stellen eine Faszination dar, die sowohl faszinierend als auch etwas beängstigend ist und die Menschen seit Jahrhunderten fasziniert.

 

ChatGPT am 04.01.2023 auf die Frage: Hi, kannst du mir einen Aufsatz über die Bedeutung und Anwendungen des Wortes Irrlicht schreiben?

 

 

BSCHLA:DADA:DA:BSCHLABA:DA

Raoul Schrott

DADA 21/22

Musikalische Fischsuppe mit Reiseeindrücken

Blitz-Info und erstes Assoziations-Material für die medienfrische

Ausgewählt und zusammengestellt von Andreas Pronegg

 

DAS LEERE DEM LEEREN ANBIETEN

Durch den ersten Weltkrieg war für die kulturelle Avantgarde jede Art von sinngebendem Mechanismus verloren gegangen. Was davon übrig blieb, waren Modelle, deren Beschriftungen und Legenden unleserlich geworden waren, Hieroglyphen, Einzelteile, Strandgut eines gesunkenen Schiffes. Unmittelbare Reaktion darauf war das Gefühl der Verwirrung und „Absurdität“. Dada wollte dieses Gefühl zu einer schöpferischen Halluzination verarbeiten und neue Objekte auf neuem Grund entstehen lassen, nicht jedoch die alten Bezüge und Ordnungen wieder durch neue ersetzen.

Für uns, damals 1919 in Köln, war DADA eine geistige Stellungnahme, ein Ausbruch einer Revolte von Lebensfreude und Wut, mit Angriffen auf die Sprache, Syntax, Logik, Literatur, Malerei und so weiter. (Max Ernst)

Dada fand am Grunde das Nichts, die Leere als existentielle Prämisse: Wenn ich das leere dem leeren anbiete. (Tristan Tzara)

 

AUFRUF ZU EINER LETZTEN ALPENVERGLETSCHERUNG

Brieflicher Alpengruß nebst Brunnenvergiftung durch Jodeln.

Wir wollen zurückkehren zur Natur, jetzt wo Tirol so schön ist – im schnee, dem exkrement der dadaisten. Es ist weiß und schön, dieses exkrement, denn wir alle sind engel, die steine bestätigen es, unsere krankheiten sind jene gefrorener tiere. Wir wollen uns von den augen der massakrierten fische ernähren.

 

AUSSCHACHTUNG DER BERGE

Tirol als Sammelbecken urzeitlicher Natur, als Möglichkeit, sich der eigenen Position gewahr und klar zu werden, in einem Umfeld des Rauen, Vulgären, Primitiven, ausgelöst durch den Kontrast und das Gegenüber der Berge – Naturerfahrung als Bindeglied zwischen Dada und Surrealismus. Nächte in Schutzhütten und Erdbeersuchen im Wald. (Jimmy Ernst) der wind weht sehr heftig er ist jung und die bäume ziehen durch seine kraft vorbei. (Tzara)

In den zwei Sommern in Tirol versucht Tzara, hinter den Spiegel der Natur zu kommen. Für ihn ist der Blitz jene Kraft der Natur, die jede gesicherte Existenz unmöglich und absurd erscheinen lässt. wer würde nicht vom kosten der vogelschatten wahnsinnig werden?

 

UNTER JEDEM STEIN EINE BOTSCHAFT

Für André Breton wird Tirol zum Land, wo Träume, Verlangen und Sexualität aufgesaugt werden. Es ist der Lebensraum des Vergessens und düster; nichts kann an seiner Oberfläche bleiben – selbst die Erinnerung ist wie ein schnelles graues Windspiel. Was zurückbleibt, ist ein Land von vulkanischer Natur mit seinen unterirdischen Reservoirs, die der Geruch eingefallener Blumen und dörrender Früchte durchzieht. Der Himmel über diesem Land ist angedeutet leer. Tirol wird für ihn zum Destillationsapparat seiner Träume, der sie aus ihren unterirdischen Kammern hervorlockt – er findet eine Botschaft unter jedem Stein. Im Gegensatz zu Tzara ist Dichtung für Breton Befreiung, die durch die Allmacht des Traums (die ersten surrealistischen Schlafexperimente entstehen), das zweckfreie Spiel des Denkens eine höhere Wirklichkeit erreichen kann – was Tzara vollkommen ablehnte. Dies sei eine gefährliche Utopie, die Schönheit müsse im Unpersönlichen und Gleichgültigen bleiben. 2

 

DAS ERGEBNIS VOR SATZENDE ABTÖTEN

Sprache war für Tzara nur eine fragile, fragwürdige und abfälschende Konstruktion. Sobald sie geäußert wird, nimmt sie ein feindliches Eigenleben an, dem die Markt- und Kompromisslogik der Syntax nur förderlich ist – irgendeine Aussage findet sich mit ihr allemal. Man müsste gleichsam schneller als die Sprache sein, ihre Bilder dort abbrechen, wo sie sich festzulegen beginnen, das ergebnis vor satzende abtöten. Das Chaos der Wirklichkeit könne nur in einem dauernd sich verschiebenden Sprach-Kaleidoskop wiedergegeben werden – und dann nur in Gesten. Sprache kann bestenfalls nur ein Stichwort für einen Gedankengang liefern, ihn dann vollziehen ist Sache des Rezipienten; Kunst bleibt in ihrem Kern privat und grundsätzlich nicht mitteilbar – Ideen die Luft gleich Hunden durchpflügen: Im Diamant (Tzara 1919). Das Tirol Tzaras und Camus´ Algerien haben denselben existentiellen Ansatz entstehen lassen.

 

DAS LAND DER UNSICHTBAREN BLINDEN

Für Ernst wird (laut einer später entstandenen Definition) bei seiner Collage-Technik mit Schere und Leim systematisch das zufällige oder künstlich provozierte Zusammentreffen von zwei oder mehr wesensfremden Realitäten auf einer augenscheinlich dazu ungeeigneten Ebene ausgebeutet – und der Funke Poesie, welcher bei der Annäherung dieser Realitäten überspringt. – „Schön“, wie das zufällige Zusammentreffen einer Nähmaschine mit einem Regenschirm auf einem Seziertisch. Dada in Tirol hingegen sah dies nicht als zu erreichendes Ziel, sondern als alltägliches Ereignis an, das es nicht systematisieren, sondern nur registrieren wollte.

 

WEISST DU, SCHWARZT DU

Hans Arp entdeckte in Tirol das Prinzip des „Zu-Fallens“ für sich. Er hat mit seinem Ikon den Mittelpunkt zwischen Index und Symbol herauskristallisiert, dort wo Zeichen und Ding gleichgesetzt werden können, wo sich im Zeichen Merkmal und Gestalt des Dinges wiederfinden, wie in einem Piktogramm.

In seinen SCHNEETHLEHEM-Gedichten erscheint Tarrenz als dadaistisches Bethlehem in den schneebedeckten Bergen. Arp erhielt im Sommer 1922 von Ernst einen bemalten Ziegelstein geschenkt.

 

AUF DER SUCHE NACH DER UNSCHULD

Dada war auch der Versuch, die ursprüngliche Einheit zwischen Natur und Unschuld wiederherzustellen. kaspar als Symbol kindlicher Unschuld; rübezahl, der Wurzelzähler, als Verkörperung des Absurden und Nihilistischen. Die zur Schau getragene Naivität, die freiwillige Torheit (Hugo Ball), Dada, die jungfräuliche Mikrobe (Tzara) – all dies weist daraufhin, dass Dada auf der Suche nach der Unschuld war. Dada ist ein ganz vortreffliches Löschblatt. Ich glaube, dass man in Tirol leben müsste wie ein Schwachkopf und sich von den Billardkugeln umstoßen lassen sollte. (Tzara) Treten Sie ein und sehen Sie sich Dada als bauer an. (Ernst)

Unschuld hat etwas mit Glück zu tun, dem spontanen Moment, in dem sich die Kluft zwischen Mensch und Welt zu überwinden scheint. Melancholie ist ihre Negativform, das Bewusstsein danach, wo der Augenblick des Glücks zum Schatten wird, die Überwindung der Kluft als Täuschung erkannt ist und leblos gewordene Dinge zurücklässt. Melancholie und Unschuld als zwei metaphysische Fluchtpunkte, zwei Koordinatenachsen, von denen Dada im Gleichgewicht gehalten wird.

 

DAS SCHÖNSTE INSEKT: DER ENGEL

Auf dem Wege, dem Identitätsprinzip zu entrinnen, bedarf es eines starken Individuums, das den menschlichen Drang zur Sinngebung in Grenzen und seine Stellung im Abseits halten kann, ohne in ein ästhetisches Trugbild zu verfallen: Kunst war nur etwas für die nervlich weniger widerstandsfähigen Naturen und um sich nicht zu langweilen. Der Gedanke geschieht im Mund. (Tzara) Der Plan einer Dada-Republik wird propagiert: Wenn wir 3

 

mächtig genug sind, könnten wir hier unsere erste Republik gründen. (Tzara) Am Fuße des Tschirgant halten die Dadaisten ihren Kongress ab.

DAS TIROL-MANIFEST

Dada machte sich seine Presse selber, lancierte falsche Zeitungsmeldungen von erfundenen Soiréen und angeblichen Duellen, man ließ sich von Freunden die Biografien schreiben, und auch im TIROL-MANIFEST wurde das Spiel mit der Austauschbarkeit der Persönlichkeiten und der Identifizierung mit dem jeweils anderen fortgesetzt und gegen den Geniebegriff ins Feld gezogen. DADA au grand air (in der frischen Luft/im Freien/mit vornehmer Miene) / DER SÄNGERKRIEG IN TIROL sollte den Gegensatz zum intellektuellen Paris ausdrücken: Phantasie, Narrheit, Verspieltheit, Unbeschwertheit.

TIROLS ZITTERNDSTE SONNE

Bezeichnend für den ersten Sommer in Tirol sind die Gemeinschaftsarbeiten. Wichtig waren die Anonymität und die Austauschbarkeit der Autorschaft – Dada als ein vielgliedriges Tier (Tausendfüßler, Fossil, Reptil, Eidechse, das Insekt im Kristall etc.), das die Natur in seinen Gedärmen verdaute: die weiße tinte auf dem weißen papier war das exkrement der dadaisten. Die Kunst ist wie der Schnee: rein, glatt und in der Sonne vergänglich. Die Dadaisten entdeckten in Tirol eine Nahtstelle, wo sich Lebendiges mit Leblosem vermischte und in der mitte mahlte. Der Tausendfüßler als Wappentier symbolisierte die Vorstellung Dadas von der Existenz als Metamorphose in einer Welt der Gleichgültigkeit, das Zwischenglied zwischen Verwesung und Entstehung, zwischen Anorganischem und Organischem. Der kreative Blick des Menschen, der total mit Flimmerhaaren bedeckt ist, tastet den Zwischenraum zwischen Erde und Stein ab.

DIE ALPEN-SURE

Dada hat über die Jahre Schicht für Schicht von der Realität abgetragen, war in Tirol auf seinen innersten, ursprünglichen Kern gestoßen, und hatte ihn dort kristall gefasst. Dada hatte sich fast gegen den eigenen Willen festgelegt. Es hat in den Jahren 21-22 die Öffnung der Berge erblickt, dann in einem blinden See gebadet und stieß zuletzt auf die Blaue Blume.

In Ernsts Bild RENDEZ-VOUS DER FREUNDE vom Dezember 1922 führt er vor dem Hintergrund der nachgemalten Tarrenzer Berge vor, wie Tirol zur Wasserscheide zwischen Dada und dem Surrealismus geworden war.

HERBARIUM DER SPIELE UND BERECHNUNGEN

Dada war ein Kreisen um einen versteckten point sublime, die Ordnung des Universums ließ sich nur in flüchtigen Mustern erahnen, die durch den Prozess der Kreativität vorstellbar wurden. Sie schälten sich aus den anorganischen Gegebenheiten der Berge, aus der Landschaft, und aus der Zusammenarbeit der Dadaisten untereinander heraus. Der Prototyp Dadas war der Exilant, der Abenteurer, der Refraktär, der sich nicht in die Enge treiben ließ. Tirol förderte eine Bewusstwerdung und Wertung der eigenen Haltung zu Tage, und darin eine Konfrontation mit den existentiellen Bedingungen selbst. Dada dekonstruierte einen Begriff nach dem anderen, kritisierte das menschliche Baugenie, das auf das Fließen der Realität unter ihm und auf die Illusion der Wahrheit vergessen hatte. Es tauchte in den Fluss darunter hinab, neugierig, was es finden würde; und Tirol war in diesem Sinne ein Fels in der Strömung und ein Prüfstein.

Die Probiernadeln der Dadaisten in Tirol – und das Nichts, das sich in der Landschaft materialisierte.

ICH WERDE MEIN VERGESSEN AUF DEINE KLAFFENDE WUNDE LEGEN

Nicht um die Analogiebestrebungen der Ismen ging es Dada, sondern um eine existentielle Rechtfertigung, die aus der „Haltung“ ein Verhalten machen sollte. 4

 

Die Vielfalt an Formen und Einfälle, die Dada miteinbrachte, hat etwas Unschuldiges, Unmeditiertes an sich. Dada in Tirol war zu einem Modell geworden. Mit ihm war die Bestandsaufnahme der Welt abgeschlossen; man konnte jetzt zur Formalisierung übergehen. Von diesem Punkt aus konnte man nur mehr die Welt in poetische Effekte auflösen – oder den Kreis wieder von vorne beginnen. „Franz Müller“ (der in Kurt Schwitters Text eintritt auf die Frage hin: „Wer ist die Null?) bestimmt diesen Wiederbeginn; er ist der erwachsen gewordene Dada. Wie der Narr, dem auf den Tarotkarten die Zahl Null zugewiesen wird, wie der Joker, der alles und nichts sein kann, wie der Tor, dessen Seele zwischen Himmel und Erde schwebt, steht er am Anfang und am Ende Dadas.

SEZIERTE ZITATE

einzahl mehrzahl rübezahl

monogramm der sterne

56 verwitterungsstufen vom frischen gestein

Dada – eine künstlich über die Dinge gelegte Sanftheit, ein Schnee von Schmetterlingen.

wolkenfische auf pflanzen. das gras der regenaugen. wer ruft mich bist du es ja ich bin es bist du es ja du bist es.

Der Mensch jagt seine Beute in den Lüften, und die Früchte dörren auf den Trockengestellen aus rosa Papier im Schatten der im Vergessen maßlos gewordenen Namen.

Wir wollen bilden, wie die Pflanze ihre Frucht bildet, und nicht abbilden. Dada ist eine Rose, die eine Rose im Knopfloch trägt.

Es ist eine Lust zu leben, doch ist uns ein Dreck dran gelegen.

Die Faulheit ist ein Zweiggeschäft Dadas.

DAS SCHEIBENPUTZEN ZIEHT SAUBERKEIT IN LIEBESDINGEN NICHT UNBEDINGT NACH SICH

DIE UNGLÜCKSFÄLLE DER UNSTERBLICHEN

PFLANZLICHE SCHWALBE

und das hirn blieb als herz des sees das niemand isst niemand küsst an das niemand glaubt das niemand richtet das niemand stiehlt das niemand trinkt das niemand seziert.

Heute weiß ich, dass die Liebe ein Halsband von Worten ist, das die schüchterne Hitze des Schlafes gefügt hat.

Um Mittag werden die Uhren auf Mitternacht gestellt. Der erste Prophet tritt auf und klaftert hundert Lichtjahre. Beim Auftreten des Propheten umarmt sich das Volk, weint und löscht Straßenlaternen aus.

Soviel für heute doch da es schon morgen ist fahre ich unverzüglich weiter.

Der einmalige Sadist ist splitternackt und mit Phosphor eingerieben, was dekorativ und makaber aussieht. Seine Augen, sowie sein langes Frauenhaar sind weiß wie gestriegelte 5

 

Luft. Sein Gesicht ist hochmütig und unbarmherzig wie bei allen wahrhaft großen stilisierten und patentierten Sadisten, die Anrecht auf eine Staatspension haben.

Mit dem Freudenschrei eines Tiroler Fensterstürzers, der rund um einen Schmierölsee tanzt, stürzt er sich auf die angehäuften Gegenstände und wirft sie aus dem majestätischen Fenster der hehren Werke. Sein Leben besteht darin, alles Existierende beim Fenster hinauszuschleudern. Ganze und lebende Elefanten, er schleudert sie zum Fenster hinaus. Quak, quak, quak, flehen die tapferen aber entsetzten Elefanten. Der einmalige Sadist, der alles entdreischlägt, hält in seinem verehrungswürdigen Elan nicht ein.

Er schreit, er knirscht mit den Zähnen. Der Tiroler Elefant und die Großmutter aus Kautschuk schlagen auf das Klavier des Todes ein.

Ein Land ohnegleichen: Dekor, Dekor, alles nur Dekor.

diese zierliche und bewegliche schrift des körpers

ein schöner tanz für die einsamkeit wenn die zunge am gaumen klebt

mit dem mond hat es ein übles ende genommen

wieviele sprachen spricht die blume?

kennst du die möwen die sich an ihrem flug entzünden

fallen

sich hinlegen

sich bedecken

träumen

erwachen

und weder die vernunft noch die eröffnung der sommersaison verlangen?

das mysterium ist erhellt

dies hier ist eine unglückliche landschaft

ein bastard ausgesetzt in der krippe des abends

Andreas Pronegg,

Wien, am 5.1.2022